La dolce Vita eines Models— oder ?

Wolf GustEin paar Bilder  hat die  Freundin mit dem I-Phone geknipst, diese Bilder in schlechter Qualität an Model-Agenturen geschickt, sofort bei denen mit Kusshand genommen und dann klopfen BOSS, Joop und Konsorten Sturm, um mit Dir arbeiten zu dürfen. Am besten alles noch vor Ort, damit man sich nicht zu viel bewegen muss (der Adoniskörper muß ja gepflegt werden und darf sich nicht zu sehr verausgaben). Ach ist das Modelleben doch soooo schön…

aber Vorsicht, was ich gerade skizziert habe, ist nicht(oder nur äußerst selten) Realität. Schlimm dabei ist nur, dass einige Male Models(nur von denen mag ich hier reden) genau das denken. Was ist überhaupt ein Model? Ist jeder, der sich vor die Kamera von Onkel Herbert  stellt, gleich ein Model, winken hier schon die Aufträge en mass ? Ich denke nein.

Model sein, heißt in erster Linie viel Disziplin, Leidenschaft und genug Zeit und Frusttoleranz, wenn es nicht sofort klappt. Nur selten kommt es vor, dass Ihr bei einer Model-Agentur seid und schwupps nach dem ersten Testshooting heißt es, Taschen auf und Geld verdient. Oft dauert es Monate, wenn nicht Jahre, bis einen die Klienten mögen. Es ist nicht jedermanns Sache, von Casting zu Casting zu fahren und sich Absage nach Absage einzufangen. Überhaupt, was ist eine gute Model- Agentur? Auch das werde ich oft von unseren Bewerbern gefragt. Ist immer die große Agentur, die mehr denn 200 Models auf ihrem Board hat, die richtige, oder kann es nicht die kleinere Agentur sein, die sich persönlich um das Model kümmert und es Stück für Stück aufbaut? Gerade in der Anfangsphase und für Newfaces besonders, ist eine gute Betreuung  wichtig, damit das Model nicht nach den ersten Absagen wieder abspringt und gefrustet das Handtuch wirft.
Aber nochmal, dass man bei einer Model- Agentur ist, bedeutet noch lange nicht, dass man bei deren Kunden gut ankommt. Auch sollte man es sich abschminken(oder zumindest nicht vorbehaltlos glauben) dass man vom Modeln alleine leben kann und nur noch Porsche fährt und Champus schlürft. Die Kunden der Agentur müssen sich erst an das Model gewöhnen.
Wenn man sich entscheidet, Model zu sein, bedeutet das, es mit Leidenschaft und viel (Zeit-)Einsatz zu machen, sonst kann es schnell in die Hose gehen. Ich bekam gerade heute die Antwort eines Newfaces auf einen Vorschlag für ein Testshooting, dass ihm der Fotograf zu weit entfernt ist (2 Std. mit dem Zug), da wählt das Model lieber einen Fotografen seiner Gegend, ob die Bilder für die Sedcard genommen werden können, sei dahin gestellt,,,, aber ist ja in der Nähe… Hallo??? Ein Model muss auch bereit sein, zu reisen, auch zu Testshootings. und ja es ist zumindest am Anfang auch mit einem gewissen Geldeinsatz verbunden, denn nicht jeder Fotograf shootet kostenfrei und einige Agenturen gehen davon weg, dem Model alles zu zahlen oder vorzustrecken.
Was man aber sicher als Model bekommt, sind Lebenserfahrungen, besonders, wenn man die Möglichkeit hat, ins Ausland zum modeln zu reisen. Auf welch andere Art kann man ein anderes Land kennenlernen als in diesem zu arbeiten, sei es auch nur für ein paar Wochen oder Monate. Viele Models, die ich betreut habe, bestätigten mir dies… da kann man neidisch werden.

Ich will niemanden mit meinen Zeilen davon abbringen, seinen Traum(wenn er realistisch ist) zu modeln zu vergessen, aber denkt an die Vor- UND Nachteile. Ich empfehle jedem unserer betreuten Models und jedem, den das Thema interessiert, die Autobiographie von Mario Galla(geschrieben mit Lars Amend )“mit einem Bein im Modelbusiness“ erschienen im Wilhelm Goldmann Verlag.  Ich konnte beide bei einer Lesung vor knapp 2 Jahren im RheinMain Gebiet kennenlernen . In diesem wirklich gut geschriebenen  Buch berichtet dieses junge Model über die Branche und räumt doch mit einigen Klischees und Vorurteilen, aber auch Traumbildern auf. Cover von Mit einem Bein im Modelbusiness

Denn nicht auf jeden wartet Giorgio Armani !

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